Rodenkirchen.
Ohrfeigen gab es für den Wesermarsch-Kreistag während der jüngsten
Stadlander Gemeinderatssitzung. Die vom Parlament in Brake im Dezember
verabschiedete Resolution zum geplanten Bau eines Zwischenlagers für
abgebrannte Brennelemente auf dem Kernkraftwerks-Gelände wird von
Stadland jedenfalls nicht unterstützt.
Statt
darum zu bitten, sich der Resolution anzuschließen, sollte sich der
Kreistag den Beschlüssen der Gemeinde Stadland politisch anschließen,
die eine Veränderungssperre und einen Bebauungsplan für das Gelände
des Kernkraftwerkes Unterweser erlassen habe, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende
Günter Busch.
SPD-Fraktionschef
Günter Hespos bezeichnete die Resolution als „wenig bestimmt“, sie
sei voller Widersprüche und biete wenig Konkretes.
Und
Jürgen Janssen von Bündnis 90/Die Grünen meinte,
beim größten Teil der Resolution handle es sich lediglich um
eine Zustandsbeschreibung, nur im letzten Absatz könne eine Forderung
entdeckt werden, die allerdings verniedlichend als „Forderungchen“ bezeichnet
werden müsse. „Wir tun uns keinen Gefallen damit, wenn wir uns der
Resolution anschließen, denn die läuft völlig ins Leere,“
so der Grüne, der auch darauf hinwies, dass die Politik diese Angelegenheit
mit der Verabschiedung der Atomgesetznovelle längst abgeschlossen
habe.
Vor
dem Hintergrund der Terroranschläge vom 11. September des vergangenen
Jahres hatte der Kreistag die Bundesregierung und die Bundestagsfraktionen
aufgefordert, „unter Berücksichtigung der Ereignisse bei der Beratung
des Atomgesetzes zu überprüfen, inwieweit der Bau von Zwischenlagern
für abgebrannte Brennstäbe für die nächsten 30 bis
40 Jahre unter Sicherheitsaspekten noch vertretbar ist“.
Jürgen
Janssen berichtete in diesem Zusammenhang von einem Termin in Berlin,
wozu Bundesumweltminister Jürgen Trittin die Grünen-Kreisverbände
eingeladen hatte. Dabei hätten der Minister und Wolfram König
als Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, das das atomrechtliche
Verfahren leitet, versichert, für die Genehmigung der Zwischenlager
sei als Konsequenz aus dem 11. September der Schutz gegen einen gezielten
Flugzeugabsturz von dem jeweiligen Antragsteller nachzuweisen. Entsprechende
Gutachten stünden allerdings noch aus. Allerdings sei das Bundesamt
für Strahlenschutz nach seinen Eindrücken auch bemüht, das
Genehmigungsverfahren zeitgerecht und damit in diesem Jahr abzuschließen.
Der
Ratsvorsitzende Dietrich Hagen Hartwich wies darauf hin, dass die Aufsichtsbehörden,
also der Landkreis Wesermarsch und die Bezirksregierung Weser-Ems, die
Beschlüsse des Stadlander Gemeinderates zwar als rechtswidrig beurteilen,
aber eine Beanstandung der Beschlüsse habe es bisher nicht gegeben.
Kreiszeitung
Wesermarsch, 02. März 2002
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