Vier
Kandidaten waren gekommen. Weil darunter ein PDS-Vertreter war, hatte Vera
Dominke kurzfristig abgesagt.
Von
Marén Bettmann
Landkreis/Wildeshausen.
Einmal richtig Zeit nahmen sich gestern vier Politiker für die rund
150 Schüler der 12. und 13. Klassen am Gymnasium in Wildeshausen.
Mit Blick auf die Bundestagswahl am 22. September hatten der Politikleistungskursus
unter Lehrer Ingo Lorenz und die Katholische Junge Gemeinde Wildeshausen
Bundestagskandidaten der fünf großen Parteien eingeladen, die
sich einen Vormittag lang den Fragen der Oberschüler stellten. Mit
dieser Veranstaltung war das Gymnasium dem Aufruf des Bundes der Deutschen
Katholischen Jugendverbände gefolgt, der mit Bundestagspräsident
Wolfgang Thierse gewettet hat, in jedem Wahlkreis in Deutschland mit fünf
Bundestagskandidaten ins Gespräch zu kommen.
Ihr
Kommen kurzfristig abgesagt hatte CDU-Kandidatin Vera Dominke. Sie gab
dem Gymnasium auf Geheiß ihres Landesverbandes einen Korb, da dieser
es ablehne, mit Vertretern von PDS oder NPD an einem Tisch zu sitzen. Der
Einladung gefolgt waren Holger Ortel aus Delmenhorst, seit vier Jahren
für die SPD im Bundestag; Angelika Brunkhorst aus Wohlde, die zum
zweiten Mal für die FDP ins Rennen geht; Jürgen Janssen (Bündnis
90/ Die Grünen), Hauptschullehrer aus Rodenkirchen/Wesermarsch,
und der Landeslistenkandidat Hans Henning Adler, PDS-Fraktionsvorsitzender
im Oldenburger Stadtrat.
„Warm
werden“ konnten die Jugendlichen mit den vier Politikern zunächst
in einem Plenum, das die Schüler Tobias Goldberg und Hauke Sandmann
moderierten. Dort stellten sich die Kandidaten vor und beantworteten vier
schon vorab vorgelegte Fragen. Die Antworten zur Legalisierung von Cannabis
schien die jungen Zuhörer besonders zu interessieren (FDP und SPD
gegen Legalisierung, PDS und Grüne dafür). Hinterher wurden den
Gästen „Paten“ an die Seite gestellt, die sie zur Diskussion in je
zwei Kleingruppen führten.
„Die
Organisation dieser Veranstaltung hat mir gefallen“, lobte Jürgen
Janssen in der kleinen Abschlussrunde. „Es wurden hochqualifizierte
Fragen gestellt“, zeigte sich Hans Henning Adler beeindruckt. Über
die Vielfalt der Themen war Angelika Brunkhorst überrascht: „In der
einen Gruppe lag der Schwerpunkt auf Sicherheitspolitik, in der anderen
auf Steuern und Arbeit.“ Holger Ortel bot an, einer Schülergruppe
eine Fahrt zum Bundestag nach Berlin zu ermöglichen. Schüler
Hauke Sandmann resümierte: „Es hat Spaß gemacht und war angesichts
der Themen von Cannabis bis Wehrdienst richtig spannend.“
Nordwest-Zeitung,
10. August 2002
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