Fedderwardersiel.
Die Problematik des geplanten Zwischenlagers am Kernkraftwerk Unterweser
in Kleinensiel stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung im Museum in Fedderwardersiel.
Mitarbeiter einer Beratungsfirma aus Berlin gingen auch der Frage nach,
wie sicher Zwischenlager angesichts der Terroranschläge im September
vergangenen Jahres in New York und Washington sind.
Der
Aussage der Referenten, sie sprächen im Auftrage eines unabhängigen
Institutes, wurde während der Versammlung vehement widersprochen.
Einige Kritiker des Zwischenlagers aus der Gemeinde Stadland griffen Helma
E. Dierks als Managerin von „Prognos“ in einer scharfen Form an. Sie meinten,
die Veranstaltung sei Etikettenschwindel. „Sie bieten uns keine neutrale
Information“, kritisierte Jürgen Janssen. Er warf der Referentin
vor, nur die Argumente des Kernkraftbetreibers weiterzugeben. Prof. Dr.
Wilhelm Niggemann teilte diese Ansicht nicht. Er fühle sich gut und
sachlich informiert, meinte er.
Mit
Helma E. Dirks erläuterten Jens Hobohm und Csaba Marton als Mitarbeiter
des Beratungsunternehmens neben Aufbau auch Zweck und Sicherheitsfragen
des Zwischenlagers sowie der Castoren. Der Kraftwerkskonzern will sich
ihren Worten nach dem Dialog mit der Öffentlichkeit und kritischen
Fragen stellen. Wenn die Wortmeldungen ins Detail gingen, antworteten zwei
Mitarbeiter des Konzerns. Immerhin hatten die Mitglieder der Aktionsgruppe
„Z“ das Anhörungsverfahren in Rodenkirchen verfolgt. Sie brachten
spezifische Argumentationen vor, denen nicht alle Zuhörer folgen konnten.
Als Versammlungsleiterin sprach sich Dr. Marlene Laturnus sich dafür
aus, zunächst den Vortrag zu folgen und dann in die nähere Diskussion
einzusteigen.
Transporte
zur Wiederaufbereitung ins Ausland seien nach der Atomgesetznovelle der
Bundesregierung nur noch bis Mitte des Jahres 2005 zulässig, erläuterte
Helma Dirks. Aus diesem Grund sind die Kraftwerke verpflichtet, für
eine standortnahe Unterbringung abgebrannter Brennstäbe zu sorgen.
Es gäbe keine Alternative für diese Zwischenlagerung, gaben die
Referenten an. Sie traten dem Vorwurf einer Endlagerung entgegen. Diese
Lagerung sei Sache der Bundesregierung und nicht der Kraftwerksbetreiber,
betonten sie. Endlagerstätten sollen bis zum Jahre 2030 errichtet
werden.
Das
geplante Zwischenlager am Atomkraftwerk in Kleinensiel soll außerdem
nur Brennelemente aufnehmen, die in dem Betrieb auch anfallen, versuchten
die Referenten den Einwand zu entkräften, die Lagerhalle sei überdimensioniert,
um mehr Castoren aufnehmen zu können. Die Betonhalle ist für
80 Castoren ausgelegt. Die über einen Meter dicken Wände und
Decken aus Beton sind mit Lüftungskanälen versehen, durch die
warme Abluft entweichen soll, die nach Aussagen der Kraftwerksbetreiber
keine radioaktiven Substanzen enthält. Die Neutronenstrahlen der Brennelemente
wird durch den Castorbehälter zurückgehalten, der nach Darstellung
der Betreiber dem neuesten Stand der Technik entspricht und durch Simulationsversuche
am Computer getestet wurde. Gegner des Zwischenlagers bemängelten,
dass keine Tests in der Praxis stattfanden. Auf diese Weise könne
Misstrauen ausgeräumt werden, meinten sie.
Da
sich die Sicherheitslage seit September grundlegend geändert habe,
müsse diese Entwicklung auch Auswirkung auf die Konzeption des Zwischenlagers
haben, forderten die Gegner. Ihrer Meinung nach sind Kraftwerk und Zwischenlager
zwar so ausgelegt, dass sie dem Absturz einer Militärmaschine standhält,
aber nicht einem terroristischen Anschlag wie in New York.
Die
Kommision für Reaktorsicherheit hat die Sicherheit von Atomkraftwerken
auch mit Blick auf Terroranschläge bestätigt. Ihrer Meinung nach
hält auch das Zwischenlager extremer Belastung stand, und eine Kettenreaktion
mit unkontrollierbaren Folgen sei auf Grund der sicherheitstechnischen
Gegebenheiten nicht möglich. Die Betreiber erwarten im Herbst die
atomrechtliche Genehmigung für das Zwischenlager, teilten die Referenten
mit. rade
Kreiszeitung
Wesermarsch, 15. Februar 2002
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