Kleinensiel.
Der Bebauungsplan für das Gelände des Kernkraftwerkes Unterweser
wird nach Einschätzung des CDU-Ratsherrn Dietrich Hagen Hartwich eventuell
von den Aufsichtsbehörden nicht genehmigt, weil man der Gemeinde vorwerfen
könne, damit das Zwischenlager zu verhindern. Dies sei aber gar nicht
ihre Absicht. Sie wolle vielmehr bereits heute die Weichen für eine
nichtnukleare Nachfolgenutzung stellen.
Der
SPD-Ratsherr Horst Steenken sprach allerdings von Steuerverschwendung.
Längst hätten alle anderen Standortkommunen von Atomkraftwerken
ihre Pläne aufgegeben, mit der Bauleitplanung die Zwischenlager für
abgebrannte Brennelemente zu verhindern. Denn die Novelle des Atomgesetzes
sei inzwischen geltendes Recht. "Wir werden Zwischenlager nicht mehr verhindern
können, denn die sind zwischen der Bundesregierung und den Energieerzeugungsunternehmen
vereinbart worden", so der Sozialdemokrat. Aus diesem Grunde sei ein Bebauungsplan
für das Kraftwerksgelände zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich
und damit eine Verschwendung von Steuergeldern. Denn eine Nachfolgenutzung
des Geländes werde nach dem planmäßigen Abschalten des
Kernkraftwerkes Unterweser frühestens erst in den Jahren 2022 bis
2025 möglich sein, weil die Anlage rückgebaut werden müsse.
Dietrich
Hagen Hartwich dagegen betonte, der Gemeinderat habe im Frühjahr des
vergangenen Jahres nicht nur eine Veränderungssperre beschlossen,
sondern auch die Aufstellung eines Bebauungsplanes. Damit dokumentiere
die Gemeinde auch die Ernsthaftigkeit ihres Willens, dass das Gelände
nach Abschalten des Atomkraftwerkes weiterhin als Standort für Energiegewinnung
erhalten bleibe, wie es auch im Landesraumordnungsprogramm und das regionale
Raumordnungsprogramm vorgesehen sei. Der Bebauungsplan sehe für das
Kernkraftwerk Unterweser einen vollen Bestandsschutz vor. Es gehe lediglich
darum, Baumaßnahmen zu verhindern, die eine spätere nichtnukleare
Energiegewinnung gefährden könnten.
Jürgen
Janssen von den Grünen kritisierte den so genannten Atomausstieg.
Dieser sei lediglich eine Absicherung der Laufzeiten der Atomkraftwerke
und bringe eine Verdoppelung des Atommülls sowie weiterhin Transporte
in die Wiederaufarbeitungsanlagen, in deren Umgebungen es erhebliche gesundheitliche
Risiken für Mensch und Natur gebe. Die jetzt prognostizieren 30 Jahre
bis zur Schaffung eines Endlagers in Deutschland seien nicht realistisch,
aus diesem Grunde werde das geplante Zwischenlager in Kleinensiel auch
sehr viel länger betrieben werden müssen. Auch An den Sicherheitsstandards
des Gebäudes gebe es erhebliche Zweifel, die durch den Terror-Anschlag
vom 11. September auf das World Trade Center erheblich verstärkt worden
seien.
"Eine
Veränderungssperre hat nur eine Laufzeit von zwei Jahren. Wenn kein
Bebauungsplan folgt, muss der alte Zustand wieder hergestellt werden."
Das betonte der CDU-Fraktionsvorsitzende Günter Busch. Die versprochenen
Laufzeiten der Zwischenlager seien lediglich eine Beruhigungspille "von
Leuten, die in 40 Jahren nicht mehr auf dieser Welt sind". Der Terror-Anschlag
habe zudem zu Überlegungen geführt, ob das jetzige Zwischenlager-Konzept
überhaupt richtig sei. Die Stadlander CDU jedenfalls verlange von
der jetzigen und von der neuen Bundesregierung, das atomare Gefahrenpotenzial
auf nur wenige Standorte zu beschränken. ums
Kreiszeitung
Wesermarsch, 18. Mai 2002
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