Stadland.
Soll die Gemeinde Stadland in eine Bauleitplanung für die Nachnutzung
des Kernkraftwerkes Unterweser eintreten? Nach Auffassung der SPD im Rat
wäre das Augenwischerei. Die Mehrheitsfraktion stimmte jedoch einem
Vorentwurf zu. Das Kalkül: Die Festschreibung einer nichtnuklearen
Nachnutzung soll das Zwischenlager verhindern.
Gefährdet
nämlich ein atomares Zwischenlager am KKU die nichtnukleare Nachnutzung
des Kraftwerkgeländes, dann dürfte das Zwischenlager dort gar
nicht entstehen. Diese Meinung vertritt Ingenieur Gerhard Heye, der den
Vorentwurf für einen Bebauungsplan erstellt hat. Das Landesraumordnungsprogramm,
so der Planer, sehe den Standort des KKU als Vorrangstandort für nichtnukleare
Energiegewinnung vor.
Da
ein Zwischenlager die Restlaufzeit des Kernkraftwerkes um Jahrzehnte überdauert,
stelle der Betrieb des Zwischenlagers auch mit Blick auf die Terroranschläge
vom 11. September vergangenen Jahres ein Risiko für die Nachnutzung
des Geländes dar. Aus Sicht des Planers ist es sinnvoll, wenn die
Gemeinde in einem geregelten Verfahren klärt, welche Auswirkungen
zu erwarten sind.
Als
realitätsfern kritisierte hingegen die SPD die beabsichtigte Bauleitplanung.
Das Zwischenlager müsse nach dem neuen Atomgesetz am Standort des
KKU gebaut werden. Da der Standort des KKU im Raumordnungsplan ohne Befristung
gesichert und hierbei auch das Zwischenlager als Nebeneinrichtung einbezogen
sei, so Siegmar Wollgam (SPD), könne die nachnukleare Nutzung erst
nach Ende der nuklearen Nutzung erfolgen. „Die Bevölkerung hat ein
Recht auf eine ehrliche Antwort“, meinte Horst Steenken (SPD).
Günter
Busch (CDU) wandte sich darauf vehement gegen den Vorwurf, dass der Gemeinderat
mit seinen Aktivitäten nichts erreichen könne. „Wenn wir im letzten
Jahr zugestimmt hätte, hätten wir das Zwischenlager schon“, sagte
er. Die Behörden wissen, dass es nicht so einfach ist, unsere Beschlüsse
aufzuheben“, meinte der CDU-Politiker. Im Landesraumordnungsprogramm sei
eine nichtnukleare Nachnutzung für das KKU-Gelände vorgesehen
– „und keine Verlängerung der nuklearen Nutzung auf die doppelte Zeit“.
Jürgen
Janssen (Grüne) warf den Sozialdemokraten gar „Realitätsverlust“
vor. „Dass sie die Mehrheit nicht mehr haben, hängt mit diesem Thema
zusammen, und ich bedaure ihre Haltung“, meinte er. Der Grünen-Politiker
zweifelte auch an, ob die genannten 34 Jahren als Laufzeit für das
Zwischenlager überhaupt ausreichen. „Eine Endlagerung des Atommülls
ist ja überhaupt nicht geklärt.“ hes
Kreiszeitung Wesermarsch,
22. Juni 2002
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