Kleinensiel/Berlin.
Wie weit ist das Verfahren zur Genehmigung der beantragten Zwischenlager
bei den Atomkraftwerken gediehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer
Sitzung, zu der Bundesumweltminister Jürgen Trittin betroffene Kreisverbände
von Bündnis 90/Die Grünen eingeladen hatte.
Auch
Vertreter aus der Wesermarsch hatten sich am Wochenende auf die Fahrt nach
Berlin begeben, um an diesem Treffen teilnehmen zu können und neue
Informationen zu bekommen. Es waren Elke Kuik-Janssen, Sprecherin des Kreisverbandes,
Elke Mathiszig, Sprecherin des Ortsverbandes Nordenham, Butjadingen, Stadland,
sowie Jürgen Janssen, Kreistagsabgeordneter und Mitglied des Gemeinderates,
und Wolfgang Mathiszig für die Stadlander Aktion Z. Sie waren nach
eigenen Angaben überrascht, auch mit dem Präsidenten des Bundesamtes
für Strahlenschutz, Wolfram König, zusammenzutreffen, dessen
Behörde das Verfahren leitet.
Jürgen
Trittin und Wolfram König hätten versichert, für die Genehmigung
der Zwischenlager sei als Konsequenz aus dem 11. September der Schutz gegen
einen gezielten Flugzeugabsturz von dem jeweiligen Antragsteller nachzuweisen.
Entsprechende Gutachten stünden allerdings noch aus. Diese neue Information
wurde nach Angaben von Jürgen Janssen von den Vertretern aus der Wesermarsch
positiv aufgenommen.
Unverständnis
habe es dagegen für die Mitteilung gegeben, für die Castor-Transporte
würde von den Innenministern der betroffenen Länder keine Gefährdung
durch einen terroristischen Anschlag gesehen. „Diese Entscheidung ist nicht
nachzuvollziehen,“ äußerte Elke Kuik-Janssen, Sprecherin der
Wesermarsch-Grünen. „Hier wird ein hohes Risiko für die Bevölkerung
auf dem Amtswege abgestritten.“
In
Zukunft soll die Kommunikation zwischen dem Bundesumweltministerium, dem
Bundesamt für Strahlenschutz und den betroffenen Kreisverbänden
der Grünen verbessert werden, damit Informationen schneller weitergegeben
werden können. Nach der Veröffentlichung der noch ausstehenden
Gutachten soll es zudem weitere Treffen zu diesem Thema geben.
Jürgen
Trittin forderte während der Fachtagung in Berlin einen neuen gesellschaftlichen
Konsens über die künftige Energiepolitik. Daran sollten Umweltverbände,
Energiewirtschaft, Gewerkschaften und Politik mitwirken. „Der Atomkonsens
ist noch kein Energiekonsens, aber die Vereinbarung mit den Konzernen und
die neuen Rahmenbedingungen haben zu einem neuen Klima geführt, in
dem der energiepolitische Dialog gedeihen kann“, unterstrich der Minister.
Eine
deutliche Absage hat der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz,
Wolfram König, allen Plänen zu einer ausländischen Endlagerung
des deutschen Atommülls erteilt: „Die Produzenten des Atommülls
haben eine nationale Verantwortung. Das Atommüllproblem muss in Deutschland
gelöst werden.“
König
stellte sich hinter die neue Standortsuche für ein Endlager für
alle Arten radioaktiver Abfälle. Damit werde erstmals in unserem Land
ein Weg beschritten, der vor der Festlegung des Standortes für ein
Endlager die wissenschaftlichen Kriterien und ein gesellschaftlich akzeptiertes
Verfahren für die Standortwahl schafft.
Kreiszeitung
Wesermarsch, 23. Februar 2002
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