Wir verfeuern die Zukunft 
Bundestagskandidaten bezogen Stellung zur Energiepolitik
HARPSTEDT (boh) - "Wir wollen nicht so sehr über die Vergangenheit sprechen, sondern wissen, was kommt“, appellierte der Vorsitzende der Harpstedter Energieagentur (HEA), Cord Remke, an die Podiumsredner, sich mit ihren Äußerungen auf die künftige Energiepolitik zu konzentrieren. Die Bundestagskandidaten der einzelnen Parteien für den Wahlkreis 29 hielten sich dran. Die rund 50 Zuhörer erlebten am Mittwochabend eine über weite Strecken sehr sachlich geführte Diskussion in der „Wasserburg“, in der sich unterschiedliche Positionen deutlich herauskristallisierten. Dass der Wahlkampf läuft, wurde lediglich in einigen wenigen Spitzen deutlich, etwa als SPD-MdB Holger Ortel die CDU als „Klimakiller“ bezeichnete, weil sie komplett gegen die Energiepolitik der Regierungsparteien opponiert habe, oftmals ohne eigene Gegenvorschläge vorzulegen.
Die Förderung regenerativer Energien - an dem Begriff "Subventionierung" stießen sich einige Podiumsredner - bildete einen Diskussionsschwerpunkt. „Wir wollen das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) auf den Prüfstand stellen, plädieren für eine Anschubfinanzierung bis zur Marktreife und dafür, die Förderung degressiv zurückzuführen“, machte die FDP-Kandidatin Angelika Brunkhorst deutlich. Jegliche Energieform müsse auch unter dem Gesichtspunkt gesehen werden, „wie viel sie uns kostet.“ Die FDP sei aber „technikoffen“. Alle neuen Energieformen müssten „ihre Chance“ bekommen. Das Hauptaugenmerk der Liberalen richte sich jedoch auf die Frage, ob sie auch „markttauglich“ seien.
Die Union wolle eine "sichere und umweltfreundliche Energiepolitik zu bezahlbaren Preisen", unterstrich Vera Dominke (CDU). Die Abschaffung des EEG stehe nicht in ihrem Wahlprogramm. Die Union halte einen Ausstieg aus der Kernenergie, die „derzeit sauberste Energieform“, für falsch. Beim Atomstrom werde kein C02, das für die Klimaveränderung verantwortlich gemacht wird, freigesetzt.
"Wir hätten den Ausstieg aus der Kernenergie lieber ein bisschen früher gehabt", äußerte sich Jürgen Janssen (Bündnis 90/Die Grünen). Der bisherige Umgang mit den nicht nachwachsenden Ressourcen sei unverantwortlich: „Wir verfeuern die Zukunft!“

Wildeshauser Zeitung, 30. August 2002
zurück